Offener Brief

Offener Brief an die Hamburger Gesundheitssenatorin

Sehr geehrte Frau Cornelia Prüfer-Storcks,

Wir schreiben Ihnen als Pfleger*innen und Hebammen, die nicht mehr in Hamburgs Krankenhäusern arbeiten, da wir die Zustände dort nicht mehr ertragen haben. Es herrscht immer mehr Zeitdruck, die Fallzahlen steigen, Stationen sind unterbesetzt. Die Menschlichkeit geht bei solchen Arbeitsbedingungen verloren. Der Verantwortung, die jede*r Einzelne von uns hatte, konnten wir nicht mehr gerecht werden. Alles was zählt, sind Gewinne auf Kosten von Patient*innen und Beschäftigten.

Überall wird der Personalmangel in den Krankenhäusern beklagt, angeblich gäbe es nicht genug Pfleger*innen. Aber wir alle können uns vorstellen, wieder im Krankenhaus zu arbeiten – denn wir lieben unseren Beruf. Dafür müssen sich die Bedingungen jedoch spürbar verbessern, und das heißt in allererster Linie: Mehr Personal! Durch Ihre Klage vor dem Hamburger Verfassungsgericht haben Sie die Volksinitiative zur Einführung gesetzlich verbindlicher Personalvorgaben in Hamburgs Krankenhäusern erfolgreich gestoppt. Gegen den Personalmangel wurde bislang nichts Wirksames unternommen. Stattdessen haben Sie eine Imagekampagne gestartet. In den schick produzierten Hochglanzvideos sehen wir „Heroes“, die den Ruf der Pflege aufbessern sollen. Die Aussage ist wohl, dass man schon Superkräfte haben muss, um in dem Beruf dauerhaft zu bleiben.

Doch dadurch ändert sich für die Kolleg*innen auf Station rein gar nichts! Wir fordern Sie daher zum sofortigen Handeln auf. Schaffen Sie bessere Arbeitsbedingungen, sorgen Sie für verbindliche Personalvorgaben auf den Stationen. Dann wird es auch wieder mehr Menschen geben, die es sich vorstellen können, im Krankenhaus zu arbeiten. Wenn wir die uns anvertrauten Personen wieder mit Würde und nach bestem Wissen und Gewissen pflegen können, werden wir zurückkommen.

Wir kommen wieder, …

…wenn durch eine verbindliche Personalbemessung festgelegt ist, dass zu jeder Zeit ausreichend Personal auf den Stationen vorhanden ist. Wir fordern ein Betreuungsverhältnis von 1:5 auf Normalstation, 1:2 auf Intensivstationen und 1:1 im Kreißsaal!

…wenn sich unser Pflegehandeln wieder nach unserem Berufsethos richten kann und nicht nach Fallpauschalen. Wir fordern die Abschaffung des DRG-Systems!

…wenn der ökonomische Druck aus dem System genommen wird. Mit unserer Arbeit für kranke und unterstützungsbedürftige Menschen dürfen keine Profite erzielt werden, denn Gesundheit ist keine Ware. Wir fordern ein Profitverbot für Hamburgs Krankenhäuser!

…wenn die privaten Konzerne aus dem Gesundheitswesen gedrängt werden. Respektieren Sie endlich den Bürger*innenwillen des Volksentscheides von 2004, bei dem sich 76% der Hamburger*innen gegen eine Privatisierung ausgesprochen haben. Wir fordern eine Rekommunalisierung der privaten Krankenhäuser!

…wenn die wichtigen Entscheidungen im Krankenhaus von den Beschäftigten getroffen werden und nicht von Unternehmer*innen. Wir fordern eine Demokratisierung der Krankenhäuser!

Unterzeichner*innen:

1. Kerstin Seitzinger, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2017 im UKE

2. Anna Böllersen, Gesundheits-und Krankenpflegerin, bis 2017 im Kath. Marienkrankenhaus

3. Katja Becker, Krankenschwester, bis 2014 im Unfallkrankenhaus Boberg

4. Sabine Ender, Fachkrankenschwester, nach 42 Jahren im Krankenhaus aktuell Zeitarbeit

5. Constanze Weichert, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2018 im Albertinen-Krankenhaus

6. Annelie Meier, Gesundheits- und Krankenpflegerin, ehemals im UKE und Uniklinik Leipzig

8. Sarah Pahnke, Kinderkrankenschwester, 6 Jahre im Krankenhaus Winsen

9. Christine Schade, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2016 im Albertinen-Krankenhaus

10. Hans-Peter Sauer, Krankenpfleger, aufgehört nach 25 Jahren im Krankenhaus

11. Irene Corsmeier, Krankenschwester, 21 Jahre im Krankenhaus gearbeitet

12. Charlotte Rutz-Sperling, 13 Jahre im Krankenhaus gearbeitet

13. Axel Hopfmann, 13 Jahre Krankenpfleger, 13 Jahre Pflegelehrer

14. Maike Jansen, Hebamme, bis 2010 im Altonaer Kinderkrankenhaus

15. Susanne Toth, Hebamme, bis 2005 sieben Jahre im Krankenhaus gearbeitet

16. Claudia Kummer-Schicht, Hebamme, bis 2002 am UKE

17. Josefine Farin, Hebamme, 8 Jahre im Krankenhaus gearbeitet

18. Clara Thomas, Hebamme, bis 2018 in der Asklepios Klinik Wandsbek

19. Caroline N´Noko a Birang, Hebamme, bis 1999 in der Frauenklinik Finkenau

20. Bettina Breunig, Hebamme, bis 2015 sieben Jahre am UKE

21. Kathleen Callies, Hebamme, 2015 für drei Monate in der Asklepios Klinik Nord

22. Jana Faden, Hebamme, bis 2010 zwei Jahre in der Asklepios Klinik Nord Heidberg

23. Katharina Trippen, Hebamme, bis 2005 fünf Jahre in der Asklepios Klinik Nord Heidberg

24. Rita Hülsmann, Hebamme, sechs Monate im LBK, dann bis 2006 im Belegsystem

25. Clara Ihring, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2017 sieben Jahre Asklepios Klinik Altona

26. René Kappenberg, Gesundheits- und Krankenpfleger

27. Leonie Macdonald, Hebamme, bis Ende 2018 in der Asklepios Klinik Wandsbek

28. Charlotte Lindig, Hebamme, bis 2016 drei Jahre in der Asklepios Klinik Barmbek

29. Tanja Beer, Hebamme, bis 2016 sechs Jahre in der Asklepios Klinik Altona

30. Annemarie Schneider, Gesundheits- und Krankenpflegerin, 38 Jahre im Krankenhaus gearbeitet

31. Caroline Jeltsch, Hebamme, bis 2019 drei Jahre bei Asklepios gearbeitet

32. Fidelia Semerak-Losch, Hebamme, bis 2019 24 Jahre in der Asklepios Klinik Nord

33. Maike Steinbock, Hebamme, bis 2013 vier Jahre in der Asklepios Klinik Nord

34. Josefine Marwehe, Hebamme, bis 2018 vier Jahre in der Asklepios Klinik Altona

35. Janne Andersen, Hebamme, bis 2012 neun Jahre in der Asklepios Klinik Nord

36. Cornelia Templin, Krankenschwester, bis 1998 über 13 Jahre am UKE

37. J. Gostomski, Fachkrankenpfleger*in, 14 Jahre im Marienkrankenhaus

38. Ljudmila Baumgart, Kinderkrankenschwester, nach 10 Jahren aufgehört

39. Julia Polifka, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2017 zehn Jahre im Krankenhaus

40. Isabell Jentsch, Krankenschwester, bis 2015 neun Jahre im Krankenhaus

41. Nadine Müller, Gesundheits- und Krankenpflegerin, 15 Jahre bis 2016 im Asklepios St. Georg

42. Petra Mang, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2017 zwei Jahre im Krankenhaus

43. Melanie Schulz, Krankenschwester, bis 2019 für 23 Jahre im Krankenhaus

44. Ute Marcussen, Hebamme, bis 2008 fünf Jahre im Krankenhaus

45. Stephanie Glöer, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2018 für 15 Jahre im Krankenhaus

46. Katharina Ulrich, Hebamme, bis 2011 drei Jahre im Krankenhaus

47. Lotta Schlickewei, Krankenschwester, 14 Jahre Krankenhaus, bis 2015 bei Asklepios

48. Imke Vargas, Krankenschwester/Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen, bis 2009 für 14 Jahre im Krankenhaus

49. Dorén Schlünz, Gesundheits-und Kinderkrankenpflegerin, bis Herbst 2019 elf Jahre am UKE

50. Gerhard Sterzer, Krankenpfleger, 44 Jahre im Krankenhaus, bis November 2019

51. Isabel Gundlach, Hebamme, bis 2018 drei Jahre bei Asklepios

52. Kerstin Wittkopf, Krankenpflegerin, 22 Jahre im Krankenhaus, bis 2018

53. Tomas Kalavsky, Anästhesie- und Intensivpfleger, 14 Jahre im Krankenhaus, bis Okt. 2018

54. Anne Braun, Krankenschwester, bis 2018 über 30 Jahre im Krankenhaus, u.a. AK St. Georg

55. Elena Beckers, bis März 2019 im Krankenhaus gearbeitet

56. Nilufar Zand, Hebamme, vier Jahre im Marienkrankenhaus gearbeitet

57. Jannika Jeck-Thole, Hebamme, bis 2013 fünf Jahre im Krankenhaus

58. Susanne Bettenhausen, Krankenschwester, bis 2005 fünf Jahre im Krankenhaus

59. Jennifer Gerritzen, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2011 vier Jahre im Krankenhaus

60. Petra Schulenburg, Altenpflegerin mit Weiterbildung Intensivpflegedienst, bis 2014 drei Jahre im Krankenhaus

61. Jana Nelubow, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2017 vier Jahre im Krankenhaus

62. Julia Korn-Mrowinski, Hebamme, bis Januar 2019 im Krankenhaus

63. Maike Hegemann, Hebamme, bis 2018 dreieinhalb Jahre im Krankenhaus

64. Jacqueline Evers, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2015 zwei Jahre im Krankenhaus

65. Lena Haarmann, Hebamme, bis 2019 vier Jahre im Krankenhaus

66. Alex Bensch, Altenpfleger, bis 2018 ein Jahr im Krankenhaus

67. Corinna Ulm, Fachkrankenschwester Intensiv und Anästhesiepflege, bis 2014 21 Jahre im Krankenhaus

68. Mona Wittorf, Kinderkrankenschwester, bis 1997 sechs Jahre im Krankenhaus

69. Sabine Huguet, Erzieherin, bis 2016 sechs Jahre in der Asklepios Klinik Barmbek

70. Heike Pennekamp, Krankenschwester/Abteilungsleitung, bis 2019 über 23 Jahre im Krankenhaus

71. Thomas Kampe, Gesundheits- und Krankenpfleger, bis 2013 eineinhalb Jahre im Krankenhaus

72. Melanie Andres, Hebamme, bis 2009 für 16 Jahre in der Asklepios Klinik Wandsbek

Außerdem gibt es Kolleg*innen, die aktuell noch im Krankenhaus arbeiten, sich die Entlastung schon selbst geschaffen haben, z.B. durch Reduktion der Arbeitszeit, Zeitarbeit, oder kurz davor stehen zu kündigen. Diese sagen: Wir bleiben nur, wenn… Wir „arbeiten 3, 4 Stunden mehr pro Woche“ (kommen aus der Teilzeit zurück), wenn…!

73. Kathrin Hellfeier, Krankenschwester, seit 40 Jahren, inzwischen in Teilzeit im Krankenhaus

74. Miroslawa Morwinski, Hebamme, seit 30 Jahren in der Asklepios Klinik Nord

75. Inga Knoth, Hebamme, seit sieben Jahren in der Asklepios Klinik Nord Heidberg

76. Annika Baumeister, Hebamme, seit 10 Jahren in Teilzeit in der AK Nord Heidberg

77. Carin Czapiewski, Hebamme, in Teilzeit bei Asklepios

78. Andrea Gehrke, Krankenschwester seit 1987, wird das Krankenhaus 2020 verlassen!

79. Carina Bonnet, Gesundheits- und Krankenpflegerin, 8 Jahre festangestellt, seit 2016 Zeitarbeit

80. Maike Nahrwold, Hebamme, seit 15 Jahren im Marienkrankenhaus, Teilzeit

81. Claudia Kulling, Hebamme, seit elf Jahren „noch“ im Krankenhaus, Leiharbeit

82. Rebecca Teetzen, Hebamme, in Teilzeit im Marienkrankenhaus

83. Isabel Weber, Hebamme, seit 2010 in Teilzeit im Krankenhaus

84. Katja Fransen, Hebamme, seit 2013 in Teilzeit im Marienkrankenhaus

85. Marc Knoll, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger

86. Brigitte Reuß, Krankenschwester

87. Kolja Fahl, Anästhesiepfleger, seit 17 Jahren im Krankenhaus

88. Nadine Roth, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, seit 5 Jahren in der Kinderklinik

89. Elisa Hagmann, Gesundheits- und Kinderkrankenschwester, seit über elf Jahren im Krankenhaus

90. Claudia Riedel, Hebamme, Minijob im Kreißsaal

91. Daniela Ristau, Gesundheits- und Krankenpflegerin, seit 23 Jahren im Krankenhaus

92. Beate Hoffmann de Ccahuana, Krankenschwester, bis 1994 im Krankenhaus Elim, aktuell in der AK Harburg im Service

93. Maica Gehse, Kinderkrankenschwester, seit 24 Jahren im Krankenhaus

94. Nina Möser, seit 1999 im Krankenhaus, inzwischen nur noch Teilzeit

95. Katharina Glowig, Krankenschwester, seit 2007 im Krankenhaus

96. Anneli Herrlinger, Gesundheits- und Krankenpflegerin, 13 Jahre im Krankenhaus, zu 3/2020 gekündigt

97. Marlene von Blanckenburg, Gesundheits- und Krankenpflegerin, bis 2019 vier Jahre im Krankenhaus, seit Jan. 2020 auf Minijob-Basis

98. Chiara Hohage, Hebamme, seit zwei Jahren Teilzeit im Kreißsaal

99. Monika Roth, Krankenschwester, seit 1987 im Krankenhaus

100. Lilith Mucha, Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Ausbildung